Mehr Arbeit für die Netzwerker?
Ein kleiner kurzer Kommentar von Martin Röll auf meinen Post zu den "Connected People":
Warum denkst Du, muss man "härter als bisher" arbeiten, um "oben" zu bleiben? Und warum hat man das weniger in der Hand, ob es gelingt?
Hierder Versuch einer Antwort noch mehr Gedanken zur Zukunft der Kommunikation von Netzwerkern.
Aus meiner Sicht kommen (zusätzlich zu den Kompetenzen, die man im jeweiligen Bereich auch früher schon brauchte) ein paar neue Aufgaben hinzu:
1.) Die Bewältigung der (gerade durch eigene Vernetzung steigenden) Informationsflut, die bei einer "connected person" wohl einen Großteil der Arbeit ausmacht (dafür bewundere ich Martin Röll riesig - würde gerne bei Dir mal einen Selbsthilfe-Workshop - "Informationsmanagement für Einsteiger" besuchen!-).
Gegenargument wären hier sicher Tools der Erleichterung wie RSS-Feeds, del.icio.us, regelmäßige Besuche bei technorati, openBC, gute Mailorganisation etc. Meine Beobachtung ist dabei trotzallem, dass die Arbeit um "up-to-date" zu bleiben wesentlich mehr Zeit frisst (vereinfacht: früher musste man täglich die Zeitung lesen, wöchentlich/monatlich den Spiegel und die eigenen Fachzeitschriften, heute ist die Taktrate wesentlich beschleunigt - bei hitzigen Entwicklungen teilweise schon weniger als stündlich). Die neuen Anwendungen sind ja gerade die Antwort auf ein wachsendes Bedürfnis nach Erleichterungen des Informationsmanagement (mit Sicherheit noch lange Zeit ein grandioses Geschäftsfeld).
2.) Das gleiche gilt genauso (oder vielleicht sogar stärker) für die Seite des Publizierens. Mir scheint dass das "publish or perish"-Prinzip - in den USA schon seit Jahrzehnten praktiziert - seit vielleicht 10 Jahren auch hierzulande stärker angenommen wird. Auch hier gibt es schnellere Taktraten. Auch hier sind esimmer stärker Darstellungszwänge.
Als Netzwerker muss man obendrein noch Übersetzer sein, da verschiedene Erwartungen erfüllt werden wollen.
3.) Der Unterschied in diesem Punkt ist aber auch der Wandel vom Push- zum Pull-Prinzip. Kurz: Ich muss mehr Informationen bereitstellen, und habe trotzdem keine Kontrolle, was (wo) abrufbar ist.
Früher reichte es, wenn ich meinen Rezipienten etwas über die Waschkraft meines Produktes erzählt habe. Heute muss ich noch Informationen über die ökologische Abbaubarkeit, die technische Herstellung, die chemische Wirkungsweise, Anwendungstipps sowie über meine soziale Haltung den Angestellten und der Gesellschaft gegenüber bereitstellen. Und obendrein vielleicht sogar zu Dingen, die garnixmehr mit meinem Produkt zu tun haben (z.B. die politische Gesinnung des Firmenchefs, Hobbys, Privatleben etc.) - wenn ich die Infos nicht selbst herausgebe, werden sie eben von anderen Quellen ergoogelt. Werden sie aber so oder so - damit hat man es eben nicht mehr in der Hand, welche Informationen Interessenten über einen bekommen/abrufen. Und ja, das war früher auch schon so, aber nicht in dem Maße - die Blogosphäre kann man ja auch mit "Stammtischen in der Öffentlichkeit" verglichen. Das steckt ja auch im (kritisierbaren) SPON-Artikel von Christian Stöcker drin: Was potentielle Arbeitgeber/Kunden/Liebschaften über mich im Netz finden, kann ich nicht oder nur mit großem (langjährigen) Aufwand steuern.
Das kommt übrigens aus meiner Sicht in der wissenschaftlichen Betrachtung der Entwicklung der Kommunikation bislang zu kurz: Überall ist nur von der "Beschleunigung" die Rede, die Welt wird ein globales Dorf, Raum und Zeit stellen keine Barrieren mehr dar... Das Internet ist aber auch ein riesiges, leicht und öffentlich zugängliches Archiv - dadurch kann Kommunikation in Zukunft auch über sehr große zeitliche Distanz ablaufen (was früher nur durch aufwändige Archivarbeit oder die Deutsche Bundespost möglich wurde). Vielleicht muss man sich in Zukunft stärker mit Sachen auseinandersetzen/rechtfertigen, die man vor 10-20 Jahren gesagt/gemacht/gedacht hat?
4.) Dazu kommen also noch höhere Anforderungen an die Selbstdarstellungsfähigkeiten (neben der inhaltlichen die "technische Kompetenz"). Das gab's zwar schon immer, aber heute müssen Techniker/Naturwissenschaftler eben auch eloquent sein und Geisteswissenschaftler telegen und technisch versiert. Wenn wir alle die Grundkenntisse von PowerPoint und Blogs haben, wird es nur noch schwerer, sich von der Masse abzusetzen. Und: diese Darstellung der eigenen Persönlichkeit geschieht zunehmend in der Öffentlichkeit und muss daher konsistenter (und "öffentlichkeitstauglicher") sein. Früher bewegte man sich in verschiedenen Kreisen, die durchaus abgeschottet sein konnten - sicher kann man das über Pseudonyme heute immernoch (vielleicht sogar noch besser?). Das wird aber auch zu mehr Reflexions- und Koordinationsarbeit führen. Und: Die Selbstdarstellung ist nicht mehr Option, sondern Zwang (wie seit langem schon bei Politikern, nun seit kurzem auch bei Arbeitnehmern, selbständigen Beratern, Wissenschaftlern etc. ;-)
Warum denkst Du, muss man "härter als bisher" arbeiten, um "oben" zu bleiben? Und warum hat man das weniger in der Hand, ob es gelingt?
Hier
Aus meiner Sicht kommen (zusätzlich zu den Kompetenzen, die man im jeweiligen Bereich auch früher schon brauchte) ein paar neue Aufgaben hinzu:
1.) Die Bewältigung der (gerade durch eigene Vernetzung steigenden) Informationsflut, die bei einer "connected person" wohl einen Großteil der Arbeit ausmacht (dafür bewundere ich Martin Röll riesig - würde gerne bei Dir mal einen Selbsthilfe-Workshop - "Informationsmanagement für Einsteiger" besuchen!-).
Gegenargument wären hier sicher Tools der Erleichterung wie RSS-Feeds, del.icio.us, regelmäßige Besuche bei technorati, openBC, gute Mailorganisation etc. Meine Beobachtung ist dabei trotzallem, dass die Arbeit um "up-to-date" zu bleiben wesentlich mehr Zeit frisst (vereinfacht: früher musste man täglich die Zeitung lesen, wöchentlich/monatlich den Spiegel und die eigenen Fachzeitschriften, heute ist die Taktrate wesentlich beschleunigt - bei hitzigen Entwicklungen teilweise schon weniger als stündlich). Die neuen Anwendungen sind ja gerade die Antwort auf ein wachsendes Bedürfnis nach Erleichterungen des Informationsmanagement (mit Sicherheit noch lange Zeit ein grandioses Geschäftsfeld).
2.) Das gleiche gilt genauso (oder vielleicht sogar stärker) für die Seite des Publizierens. Mir scheint dass das "publish or perish"-Prinzip - in den USA schon seit Jahrzehnten praktiziert - seit vielleicht 10 Jahren auch hierzulande stärker angenommen wird. Auch hier gibt es schnellere Taktraten. Auch hier sind esimmer stärker Darstellungszwänge.
Als Netzwerker muss man obendrein noch Übersetzer sein, da verschiedene Erwartungen erfüllt werden wollen.
3.) Der Unterschied in diesem Punkt ist aber auch der Wandel vom Push- zum Pull-Prinzip. Kurz: Ich muss mehr Informationen bereitstellen, und habe trotzdem keine Kontrolle, was (wo) abrufbar ist.
Früher reichte es, wenn ich meinen Rezipienten etwas über die Waschkraft meines Produktes erzählt habe. Heute muss ich noch Informationen über die ökologische Abbaubarkeit, die technische Herstellung, die chemische Wirkungsweise, Anwendungstipps sowie über meine soziale Haltung den Angestellten und der Gesellschaft gegenüber bereitstellen. Und obendrein vielleicht sogar zu Dingen, die garnixmehr mit meinem Produkt zu tun haben (z.B. die politische Gesinnung des Firmenchefs, Hobbys, Privatleben etc.) - wenn ich die Infos nicht selbst herausgebe, werden sie eben von anderen Quellen ergoogelt. Werden sie aber so oder so - damit hat man es eben nicht mehr in der Hand, welche Informationen Interessenten über einen bekommen/abrufen. Und ja, das war früher auch schon so, aber nicht in dem Maße - die Blogosphäre kann man ja auch mit "Stammtischen in der Öffentlichkeit" verglichen. Das steckt ja auch im (kritisierbaren) SPON-Artikel von Christian Stöcker drin: Was potentielle Arbeitgeber/Kunden/Liebschaften über mich im Netz finden, kann ich nicht oder nur mit großem (langjährigen) Aufwand steuern.
Das kommt übrigens aus meiner Sicht in der wissenschaftlichen Betrachtung der Entwicklung der Kommunikation bislang zu kurz: Überall ist nur von der "Beschleunigung" die Rede, die Welt wird ein globales Dorf, Raum und Zeit stellen keine Barrieren mehr dar... Das Internet ist aber auch ein riesiges, leicht und öffentlich zugängliches Archiv - dadurch kann Kommunikation in Zukunft auch über sehr große zeitliche Distanz ablaufen (was früher nur durch aufwändige Archivarbeit oder die Deutsche Bundespost möglich wurde). Vielleicht muss man sich in Zukunft stärker mit Sachen auseinandersetzen/rechtfertigen, die man vor 10-20 Jahren gesagt/gemacht/gedacht hat?
4.) Dazu kommen also noch höhere Anforderungen an die Selbstdarstellungsfähigkeiten (neben der inhaltlichen die "technische Kompetenz"). Das gab's zwar schon immer, aber heute müssen Techniker/Naturwissenschaftler eben auch eloquent sein und Geisteswissenschaftler telegen und technisch versiert. Wenn wir alle die Grundkenntisse von PowerPoint und Blogs haben, wird es nur noch schwerer, sich von der Masse abzusetzen. Und: diese Darstellung der eigenen Persönlichkeit geschieht zunehmend in der Öffentlichkeit und muss daher konsistenter (und "öffentlichkeitstauglicher") sein. Früher bewegte man sich in verschiedenen Kreisen, die durchaus abgeschottet sein konnten - sicher kann man das über Pseudonyme heute immernoch (vielleicht sogar noch besser?). Das wird aber auch zu mehr Reflexions- und Koordinationsarbeit führen. Und: Die Selbstdarstellung ist nicht mehr Option, sondern Zwang (wie seit langem schon bei Politikern, nun seit kurzem auch bei Arbeitnehmern, selbständigen Beratern, Wissenschaftlern etc. ;-)
Leander76 - 26. Juni, 13:29
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