Wie journalistische Arbeit (von der Selektion bis zu den Darstellungsformen) unsere Vorstellung der Realität beeinflusst und prägt, darüber habe ich mich diesen Sommer wieder mit den Studenten im Proseminar "Kommunikation und Medien" unterhalten.

Ein schönes Beispiel, wie wichtig Schnitt & Musikuntermalung sind, zeigen die beiden (schon etwas älteren) Filmtrailer zur Romantikkomödie "Shining" und dem Horrorschocker "Titanic"...

Shining - romatic version


Titanic - scary version

Via fontblog.
Zur Zeit läuft in Berlin ein großes Forschungsprojekt zur "Wirkung von Wahlkampf-Werbung". In diesem Experiment sollen mit besonders lächerlichen wie unverständlichen Plakaten die kognitiven Fähigkeiten und die Toleranz der Stammwähler getestet werden. Die Feldstudie ist nach neuesten Gesichtspunkten der Werbewirkungsforschung gestrickt, mit hochkarätigen Top-Models als Testimonials besetzt und vermittelt dadurch Seriosität und Kompetenz bei gleichzeitig nie gekannter Informationstiefe.
Oder was bitte soll das bedeuten?

Das ist gastfreundlich: Als Taxi-Fahrer eben mal schnell noch die Witzeseite ausweniglernen, während der Fahrgast schon nervös auf den Nägeln kaut. Die lieben unseren Humor...

Das ist innovativ: Schutzbrille tragen beim Spiel mit Fischer-Technik.

Das ist herausfoerdernd: Mehr Friseusen pro Kopf, mehr Zahnärzte pro Zahn, mehr Darmspiegelungen pro Darm. Ist das links Jürgen Klinsmann kurz vor'm Abi?
Bitte, erklärt mir die Werbung.
(Oder denkt Euch noch lustigere Bildunterschriften aus).

Klinsmann ist nicht mehr, er hat ein Volk von Wendehälsen zurückgelassen. Erst haben wir alle wie Rohrspatzen über Taktik, Aufstellung, Wohnort, Torwart- und Torwarttrainerführung geschimpft und am Ende ihn bejubelt, bekniet und seinen Weggang beweint. Aber sein eigentlicher Erfolg kommt (fast) nirgendwo zur Sprache: Die Entmachtung der BILD-Zeitung. Allein Die Zeit hat dazu einen guten Abrechnung Artikel verfasst: "Der Fall der Knall-Presse".
Richtig verständlich wird das natürlich erst, wenn man die Hintergründe kennt, wie Sport-Politik bei der Bild gemacht wird. Ein wahrhaft erhellender Artikel dazu bei RUND: "Bumm Bumm Bild".
Was auch hilft: meine absolute Lieblingsseite im Internet regelmäßig (besser: täglich) konsumieren: BILDblog.de. Das macht schlau und Spaß.
Ich hoffe, der nächste Trainer tritt wenigstens in diesem Bild-Punkt in Klinsis Fußstapfen.

PS (nicht ohne Häme): Die BILD-Experten lagen bei den ersten 16 Spielen der WM übrigens in 15 Fällen falsch.